Dufour Aerospace entwickelt das zukünftige Ambulanzflugzeug, made in Valais!

Dufour

Jeden Monat treffen wir uns mit Akteuren des Walliser Gesundheitswesens und stellen innovative Projekte vor, die die Medizin von morgen mitbestimmen. Lernen Sie heute das Projekt des Oberwalliser Start-up-Unternehmens Dufour Aerospace kennen, das die erste Ambulanzdrohne entwickelt!

Thomas Pfammatter, Rettungshubschrauberpilot für Air Zermatt und Gründer von Dufour Aerospace, hat uns das Ziel seines Projekts genannt: die Revolutionierung des Lufttransports mit der ersten Ambulanzdrohne, die zwischen einem Helikopter und einem Flugzeug anzusiedeln ist.

Wie sind Sie auf die Idee zu dieser Lösung gekommen?

Das Flugzeug aEro 1, das wir ursprünglich für den Kunstflug gebaut haben, war bereits ein interessantes Projekt, da wir daran schon den Ablauf des Konstruktionsprozesses sehen konnten.

Als ich zum ersten Mal einen elektrischen Antrieb in der Luftfahrt erlebt habe, war ich beeindruckt. Dazu muss ich sagen, dass ich anfangs überhaupt nicht überzeugt war! Die Idee, auf Elektroantrieb umzusteigen, kam von Dominique (Steffen), dem Mitbegründer von Dufour Aerospace. Wir hatten damals dieses Kunstflugzeug mit einem alten russischen Motor, das einen Höllenlärm machte, aber angenehm zu fliegen war. Also habe ich ihn gefragt: „Bist du dir dessen ganz sicher?“ Und er hat mir geantwortet: „Ja, das ist die Zukunft. Komm schon, lass es uns tun!“ Und los ging es.

Mein erster Flug in einem elektrisch angetriebenen Flugzeug war für mich eine echte Offenbarung und verursachte bei mir einen völligen Sinneswandel. Und das aus mehreren Gründen: Es ist extrem leistungsfähig, wesentlich leiser, wesentlich billiger, komfortabler, sicherer, angenehmer und vor allem: umweltfreundlicher.

In welchem Stadium befindet sich Ihr Projekt für Elektroflugzeuge?

Ende Juli haben wir die erste Phase von 550 Flugtests mit unserem Prototyp aEro VTOL (Vertical Take Off and Landing: Senkrechtstart und Landung; Effizienz im Reiseflug) abgeschlossen. Die Ergebnisse sind vielversprechend, da sie besser ausfallen als die, die wir mit unseren Computersimulationsmodellen erzielt haben. Demnächst wird die zweite Phase beginnen.

Ein zweiter Prototyp, aEro 2, befindet sich in der Entwicklung und wird bald fertiggestellt sein. Diese 150 Kilo schwere Drohne wird nur zwei Liter Treibstoff pro Stunde verbrauchen, um von Visp nach Genf zu fliegen. Sie wird bei gleichem zu transportierendem Ladegewicht zehnmal weniger als ein Helikopter verbrauchen und eine Last von bis zu 40 Kilo heben können. Genau wie der Prototyp, der sich gegenwärtig in der Testphase befindet, folgt auch dieses zweite Modell dem VTOL-Konzept.

Für die Zukunft planen wir bereits einen neuen Prototyp, der für den Personentransport vorgesehen ist und bis zu sieben Menschen aufnehmen kann. Diese Beförderung wird viermal weniger kosten als ein Helikopterflug und doppelt so schnell erfolgen. Dazu möchte ich Ihnen ein Beispiel nennen: Für die Strecke Genf–Zermatt brauchen Sie im Zug 3,5 Stunden. Mit dieser künftigen Drohne werden Sie nur mehr 25 Minuten benötigen und nicht mehr als für ein Billett erster Klasse (Vollpreis) ausgeben. Ich glaube nicht, dass diese Drohne als alltägliches Transportmittel genutzt werden wird. Aber die Zahl der Leute, die es sich leisten können, diese Art Flugzeug zu nutzen, wird beträchtlich zunehmen.

Welche Ziele möchten Sie mit diesem Projekt erreichen?

Der Markt der Luftmobilität ist stetigen Änderungen unterworfen und hat sich in den letzten fünf Jahren stark entwickelt. Unsere Arbeit wird von einem einzigen Gedanken geleitet: „Wie können wir die klassische Luftfahrt durch ein saubereres Lufttransportmittel ersetzen?“

Unsere langfristige Vision besteht darin, ein Gerät zu bauen, das unverändert in jede für eine Hubschraubergesellschaft aufgebaute Infrastruktur – wie beispielsweise die von Air Zermatt – integriert werden kann. Unser Ziel besteht darin, die herkömmlichen Helikopter durch eine Technologie zu ersetzen, die viermal billiger, vier- bis fünfmal umweltfreundlicher und drei- bis viermal leiser ist. Das ist ein vollkommen neuer Markt mit enormem Potenzial.

Welche Anwendungsmöglichkeiten bieten sich für diese Art von Gerät an?

Die aEro VTOL, die derzeit getestet wird, kann dank ihrem Hybridcharakter die Energiequelle je nach gewünschter Kapazität modulieren. Kurze Strecken können Sie allein mit der Energie aus der elektrischen Batterie fliegen. Mit der Stadt Genf haben wir ein Projekt zur Optimierung innerstädtischer Transporte, das die Kliniken in der Stadt verbindet. Dazu muss man wissen, dass von den jährlich insgesamt 30’000 Patiententransporten zwischen den Krankenhäusern der Stadt nahezu 10’000 mit Drohnen erfolgen könnten. Diese Kurzstrecken von weniger als 5 Minuten sind geradezu ideal für ein ausschliesslich elektrisch angetriebenes Flugzeug, das von einem Dach zum anderen fliegt und dadurch Verkehrsstaus vermeidet.

Für unseren nächsten Prototyp kommen zahlreiche weitere Einsatzmöglichkeitenin Frage. Diese Drohne wird genügend Reichweite für viele Flugstunden haben. Momentan stehen wir mit den australischen Behörden bezüglich der Küstenüberwachung im Gespräch. Nicht nur für die Suche und Rettung wäre diese Drohne ideal, sondern auch für die Überwachung von Waldbränden und Infrastrukturen wie Gaspipelines und Stromleitungen, die Hunderte von Kilometern lang sind.

All diese Prototypen sind Schritte auf dem Weg zur fliegenden Ambulanzdrohne.

Welche Herausforderungen wurden seit Beginn des Projekts gemeistert?

Der ständige Kampf ums Geld! Wir müssen genügend Mittel in das Unternehmen stecken, um die Technologie zu entwickeln. Unser Vorteil besteht darin, dass wir sehr effizient arbeiten. Wir achten darauf, kein Geld zu verschleudern. Aber dennoch bedarf es einer enormen Summe, um diese Art von Projekt durchzuführen.

Heute ergänzen sich die Leute in unserem Team sehr gut, und wir haben die notwendigen Fachkenntnisse für den Bau eines Flugzeugs. Ausserdem haben wir beschlossen, konventionellere Werkstoffe zu verwenden, die leicht zu formen und zu verarbeiten sind, um beim Flugzeug Kosten einzusparen.

Welche Ratschläge würden Sie als „Serial Entrepreneur“ denjenigen erteilen, die sich im Unternehmertum versuchen wollen?

Das stimmt, Dufour Aerospace ist das 10. Start-up, das ich gegründet habe. Aber ich habe meine Karriere nicht so begonnen. Mein Traum war es, Hubschrauberpilot zu werden. Dann ist mir klar geworden, dass dies nicht wirklich tragfähig war, also habe ich Wirtschaft und Finanzen studiert. Ich war 15 Jahre lang als CFO bei Air Zermatt tätig. Das war ein äusserst interessanter Job, da das Unternehmen damals in Schwierigkeiten war und viele Dinge umgesetzt werden mussten. Mit fortschreitender Berufserfahrung erwarb ich dann neue Fähigkeiten und nahm einige Herausforderungen an. Danach habe ich mich für das Unternehmertum entschieden, da ich begann, mich zu langweilen … und ich bin, ehrlich gesagt, auch kein guter Angestellter!

Ein Rat: Wenn Sie nicht an Ihre Lösung glauben, wenn das Ganze einfach nicht Ihr Ding ist, dann lassen Sie es bleiben. Die ersten fünf Jahre nach der Gründung eines Start-ups sind immer sehr schwierig. Niemand in Ihrem Umfeld nimmt Sie ernst. Aber haben Sie erst einmal diese Klippe überwunden und kann ein Demonstrator die Machbarkeit Ihres Konzepts nachweisen, beginnen die Leute, daran zu glauben, und dann erhalten Sie täglich bis zu 10 Bewerbungen von Menschen, die in Ihrem Unternehmen arbeiten möchten!

Die Startphase kann sehr lang sein, daher müssen Sie unbedingt „etwas auf der hohen Kante haben“. Wir (die Gründer von Dufour Aerospace) haben fünf Jahre an diesem Projekt gearbeitet, ohne uns ein Gehalt auszahlen zu können. Wenn wir kein geregeltes Leben hätten, wäre dies einfach nicht möglich!

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