Ein lebenstrettender Videoanruf

OCVS - Urgentime

Die Bewältigung von Notfallsituationen befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Bis vor kurzem konnten die Disponenten in den Notrufzentralen nur über den Sprachkontakt den Zustand eines Opfers beurteilen, Verletzten aus der Ferne helfen und die einzusetzenden Rettungsmittel einschätzen. Nun ist eine Revolution im Gange: Der Ton wird durch das Bild ergänzt!

Video als Informationsquelle

Dank des Urgentime-Systems ist es möglich, durch den Einsatz der Kamera eines Smartphones den Zustand eines Unfallopfers oder eines Gesundheitsproblems zu erfassen. Urgentime ist eine Software, die es dem Anrufer, Zeugen oder Patienten ermöglicht, vorübergehend zu den Augen der Ersthelfer zu werden. Mit dieser neuen Methode können die Nothelfer den Ernst der Lage objektiv beurteilen, indem sie einen Videokanal mit dem Notdienstleiter teilen. Ohne den Sprachkontakt zu unterbrechen, hat der Notdienstleiter Zugriff auf die Kamera des Smartphones des Anrufers und sieht selbst, wie es dem Opfer geht, wo es sich aufhält, welche Erste-Hilfe-Maßnahmen es ergreifen muss usw. Diese Innovation stellt somit eine Fülle von Informationen dar, die sich als lebenswichtig erweisen können.

Für den Anrufer ist es manchmal schwierig, den Zustand des Opfers genau zu beschreiben, insbesondere in Stresssituationen, was die Arbeit der Notärzte erschwert. Diese Anwendung revolutioniert daher die Art und Weise, wie eine Situation eingeschätzt wird, und verbessert so die Behandlung, indem sie ein Maximum an objektiven Informationen sammelt, die für eine angemessene Intervention notwendig sind.

Ein Videoanruf ohne mobile Anwendung

Es gibt bereits zahlreiche Apps für Videoanrufe wie Facetime, Skype, Messenger, Teams, …, die jedoch zunächst auf ständig unterversorgte Smartphones heruntergeladen werden müssen, um am Tag X in einer Notsituation verfügbar zu sein. Dieses Verfahren erweist sich in diesem Zusammenhang manchmal als kompliziert (eine schlechte Internetverbindung, stockende Bilder, Mikrofon- oder Tonstörungen) und kann auch Probleme hinsichtlich der Sicherheit persönlicher Daten verursachen.

Urgentime stellt sich diesen Herausforderungen und ermöglicht den Zugriff auf einen Videoanruf ohne mobile Anwendung und in aller Sicherheit. Wie funktioniert das Ganze? Eine SMS wird von der Regulierungsbehörde für gesundheitliche Notfälle an den Anrufer gesendet. Der Zeuge oder die verletzte Person muss dann einfach den erhaltenen Link aktivieren und der Nutzung der Kamera seines Telefons sowie der Weitergabe der mit seinem Standort verbundenen Informationen zustimmen. Eine sichere und verschlüsselte Verbindung wird in weniger als 10 Sekunden aufgebaut, ohne dass weitere Voraussetzungen erfüllt sein müssen. So kann die Zentrale 144 live den Ernst der Lage einschätzen und eine angemessene Intervention organisieren. Das Hauptziel dieser Innovation besteht darin, die Qualität der Betreuung zu verbessern, die sogar lebensrettend sein kann.

Im Wallis, vielversprechende Ergebnisse!

Um die Situation im Wallis in Bezug auf den Einsatz von Video bei Notfalleinsätzen zu bewerten, befragten wir Alexandre Briguet, Leiter der operativen Abteilung des KWRO, und André-Philippe Borgazzi, Leiter der IT-Abteilung beim KWRO.

Wie positioniert sich das Wallis gegenüber der Innovation im Notfalldienst?

Die Kantonale Walliser Rettungsorganisation (KWRO) betreibt eine aktive Technologieüberwachung im Bereich des Notfalldienstes im Gesundheitswesen. Mehrere Innovationen wurden bereits implementiert, manchmal in Form von Pilotprojekten, manchmal indem sie direkt den Pflegeempfängern oder den Einsatzkräften zur Verfügung gestellt wurden. Die Herausforderung in diesem Wettlauf um die Technologie liegt heute in der Antwort auf einen nachgewiesenen Bedarf und nicht in der unkontrollierten Begeisterung für die neuesten, unerprobten Innovationen. Auch die Begriffe des Datenschutzes werden in den Vordergrund gerückt, um die Vorschriften einzuhalten, die in den letzten Jahren enorm erweitert wurden (DSGVO usw.).

Was halten Sie von dieser neuen Videomethode für die Notfallversorgung? Könnten Sie sich vorstellen, sie zu übernehmen?

Die Zentrale 144 des KWRO verwendet diese Software (Urgentime) seit mehreren Monaten und die viel versprechenden Ergebnisse zeigen die zahlreichen Möglichkeiten dieser Innovation auf. Ihr Einsatz ist im Wallis mittlerweile alltäglich, wobei die Wahl des Regulators in der Zentrale frei bleibt und ein Entscheidungsalgorithmus eingehalten wird, der Kriterien zur Identifizierung von Situationen enthält, in denen sich der Einsatz von Urgentime als nicht geeignet erweist. Die meisten Videoanrufe wurden getätigt, um eine bessere Einschätzung des Zustands des Patienten zu ermöglichen, um Sicherheitsaspekte am Unfallort zu berücksichtigen oder um Zeugen über Erste-Hilfe-Maßnahmen zu beraten.

Im Rahmen der Studie über seine Nutzung rufen wir die Anrufer systematisch einige Tage nach dem Einsatz zurück, um ihre Eindrücke zu sammeln und uns die Möglichkeit zu geben, unsere Prozesse in Bezug auf dieses Instrument zu verbessern.

Was wäre Ihr langfristiges Ziel?

Es werden mehrere Ziele angestrebt: Kurzfristig werden wir die Nutzung von Urgentime in bestimmten Situationen systematisch einführen. Mittelfristig werden wir die Möglichkeit haben, das Video mit Fachleuten (Ärzten oder Sanitätern) zu teilen, um die Ausbildung in Erste-Hilfe-Maßnahmen zu verbessern, aber auch, um komplexere Fälle zu untersuchen. Die Einbeziehung von Fachleuten in die Videokonferenz wird es auch ermöglichen, die Notwendigkeit von besonderen oder zusätzlichen Maßnahmen zu antizipieren, ebenso wie die Notwendigkeit von Maßnahmen im Krankenhaus (STEMI-Schiene, Schlaganfall usw.). Ebenso könnten die Rettungsteams vor Ort auf telefonische und visuelle medizinische Unterstützung zurückgreifen, anstatt den Arzt vor Ort zu schicken, was sich als sehr nützlich erweisen und einen effizienten Einsatz der SMURs ermöglichen würde.

Langfristig schließlich könnte die Nutzung eines Videokanals eine viel feinere Regulierung und eine Telemedizin ermöglichen, die in bestimmten Fällen den Verbleib zu Hause begünstigt, was einen klaren Vorteil hinsichtlich der Gesundheitskosten und der Nutzung von Notfallmitteln mit sich bringt. Dies würde im Vorfeld die Zusammenarbeit mit bestimmten Fachbereichen (Rettungsdienst-CMS-Psychiatrie-sozialer Notfall) voraussetzen.

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